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Herisauer und Jurassische Klasse tauschen Schulzimmer und Familien

Während einer Woche im Mai hielten sich Schülerinnen und Schüler aus Courtételle/JU in Herisau auf. Mitte Juni ist die 6. Klasse aus dem Landhaus auf Gegenbesuch.

  • Die Stimmung ist gut bei «Stadt-Land-Fluss» in französischer Sprache. (Bild: gk)

    Die Stimmung ist gut bei «Stadt-Land-Fluss» in französischer Sprache. (Bild: gk)

Kleine Würfel werden im Schulzimmer geworfen. Passen irgendwo Bild und Text zusammen? Ein Herisauer Sechstklässler schiebt den Würfel mit dem Wort «soeur» zu jenem mit dem Bild einer alten Frau. Er lacht mit seinem Kollegen am Tisch. Dieser gehört zur Gastklasse aus dem jurassischen Dorf Courtételle. Nein, die Schwester passt wohl nicht. «Compte de 26 à 31!» «Frappe deux fois dans les mains!» Nun wird mit verschiedenen Spielen aus dem Französischlehrmittel gespielt. Andere Gruppen sind mit dem «Leiterlispiel» beschäftigt. Die dazugehörenden Karten sind in Deutsch formuliert: «Wie spät ist es?» «Rede eine Minute über deine Familie!» – «Die Karten mit den Fragen und Aufträgen haben unsere Schülerinnen und Schüler für die Jura-Klasse hergestellt», erzählt Karin Holenstein, eine der Landhaus- Lehrerinnen.

Pandemie kam dazwischen
Der Kontakt ist weit vor dem Aufeinandertreffen schriftlich und digital aufgenommen worden; mit einem Briefaustausch, der Zusendung von Filmen. Die Kinder stellten sich und den Wohnort vor, mit Elementen der Muttersprache wie auch der Fremdsprache. Das Projekt hat der Kanton initiiert (siehe Zweittext). Der Austausch sei schon früher vorgesehen gewesen, erzählt Klassenlehrerin Rebecca Haueis, aber die Pandemie sei dazwischengekommen. Die Kontakte mit Joëlle Varrin, der Lehrerin der Partnerklasse, blieben bestehen. Sie hält sich in dieser ersten Mai-Woche ebenfalls im Landhaus auf, erkundigt sich, erklärt, hilft. Nach dem Besuch der Alterskollegen und -kolleginnen aus der Westschweiz weilen die Herisauer vom 12. bis 16. Juni in Courtételle.

Unterricht und Rahmenprogramm
Die Schülerinnen und Schüler wohnen in den Familien der Partnerklasse. «Wir haben die Eltern früh angefragt: Wer könnte ein Kind oder sogar zwei Kinder aufnehmen?», berichtet Rebecca Haueis. Das sei gut aufgegangen. Das Wochenprogramm stellt eine Mischung aus Unterrichtsstunden und Rahmenprogramm dar. Am ersten Tag kommen die Klassen beim Mittagessen in der Schule ins Gespräch. Der Montagnachmittag steht im Zeichen von «Actionbound»: Diese digitale Schatzsuche hat das Museum Herisau lanciert. Am Dienstag gibt es ein Kennenlernspiel – und es wird gesungen. Zum Beispiel: «Un kilomètre à pied» und «Probier’s mal mit Gemütlichkeit». Nachher besuchen die beiden Klassen das Theater Lenz in der Stuhlfabrik, am Nachmittag hilft man sich beim Spiel in Französisch und Deutsch. Am Mittwoch geht es fürs Grillieren zur Ramsenburg. Auf den Donnerstagabend sind ein Apéro und ein Foto-Rückblick mit den Eltern angesetzt. Am Freitagmorgen verabschieden sich die jurassischen Kinder von den Gasteltern; am Nachmittag erfolgt die Rückreise.

Motivation und Sprachkompetenz erhöhen
Die Wortschöpfung «JurAR» ist die Kombination aus Jura und Appenzell Ausserrhoden. Ursprünglich sei das Projekt mit dem Kanton Jura gestartet, erzählt Anna-Tina Steiner, Mitarbeiterin im Ausserrhoder Departement Bildung und Kultur. Ein Vorprojekt fand im Schuljahr 2017/18 statt, der eigentliche Projektstart erfolgte im Jahr darauf. 2020 und 2021 mussten alle geplanten Sprachaufenthalte wegen Covid abgesagt werden. In diesem Frühling hätten sich zwei Klassen für einen Austausch entschieden, nebst jener aus dem Herisauer Landhaus eine Klasse aus Schwellbrunn, so Anna-Tina Steiner. «Wir hoffen, dass in Zukunft wieder vermehrt Schülerinnen und Schüler aus Ausserrhoden in den Genuss und zur wertvollen Erfahrung eines Austauschs kommen.» In der Zwischenzeit bestehen auch Kontakte zum Kanton Waadt und zum Kanton Neuenburg. «Ziel ist es, mit dem Austausch im jeweils anderen Landesgebiet eine erhöhte Motivation, ein grösseres Wissen und Bewusstsein gegenüber einer anderen Landesregion und einer anderen Sprache zu erreichen.» Man wolle mit dem Projekt auch neue Wege im Fremdsprachenunterricht gehen. Der Kanton unterstützt die Schulen finanziell, organisatorisch und bei der Suche nach Partnerklassen. Die Mehrheit der Rückmeldungen von Lernenden, Lehrpersonen und Eltern seien sehr positiv, berichtet Anna-Tina Steiner. Austauschaktivitäten auf Primarstufe finden nur in wenigen Kantonen statt.

Eine Publikation der Gemeinde Herisau.

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