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Altersdurchmischtes Lernen: «Wir wollen den Übergang fliessender gestalten»

Herisauer Kindergärten und Primarklassen nähern sich an und sind miteinander aktiv. Teilweise ist die Zusammenarbeit institutionalisiert. Zwei Lehrpersonen aus dem Ifang geben Auskunft.

  • Wie fühlt es sich an den Füssen an? Ifang-Kinder am Donnerstagvormittag. (Bild: gk)

    Wie fühlt es sich an den Füssen an? Ifang-Kinder am Donnerstagvormittag. (Bild: gk)

Im Ifang ist das gemeinsame Arbeiten ein Prozess, der seit Längerem andauert. «Unsere Schule beteiligte sich einst am Projekt «silviva», in dem die Auseinandersetzung mit dem Wald im Vordergrund stand», sagt Kathrin Sutter-Schläpfer, die Lehrerin der 1./2. Klasse. Längere Zeit hielt man den Waldmorgen zusammen ab. Auch eine Ifang-Sonderwoche verbrachten der Kindergarten und die 1./2. Klasse miteinander.

«Je mehr Wasser in der Flasche…»
«Ab dem Schuljahr 2021/22 bauten wir das altersdurchmischte Lernen fix ins Wochenprogramm ein», sagt Kathrin Sutter-Schläpfer. Die Inhalte standen damals unter dem Titel «Sinne». Vieles ging in Richtung Experimentieren. Die Verschriftlichung der Themen und Festhaltung der Beobachtungen erfolgte im «Waldheft» – mit Zeichnungen, eingeklebten Bildern, kurzen Texten. «Je mehr Wasser in der Flasche ist, desto höher wird der Ton», lautet ein Eintrag. Und ein anderer über die Eindrücke an den Füssen: «Die Fussmatte hat mir am zweitbesten gefallen, das Gras am besten, weil es so weich ist.»

Arbeit in gemischten Gruppen
Der Donnerstag ist der Vormittag des altersdurchmischten Lernens. Dreimal im Monat halten sich die Kindergartenkinder und die Kinder der 1./2. Klasse im Schulhaus auf, einmal im Wald: acht Kinder des älteren Kindergartenjahrgangs, vier des jüngeren (für die der Unterricht am Donnerstagmorgen freiwillig ist) sowie 24 Erst- und Zweitklässler. Im laufenden Schuljahr beschäftige man sich mit den vier Elementen,
erzählt Kindergärtnerin Doris Tschachtli. «Wir zwei Lehrpersonen harmonieren sehr gut, ergänzen uns – wie die Kinder», erzählt sie. Die Gruppen setzen sich aus allen drei «Kategorien» zusammen. Der Zweitklässler kann in der Regel Aufträge gut lesen und Antworten notieren (er hat oft die Gruppenführung), die Erstklässlerin braucht noch da und dort Hilfe, der Kindergärtler kann Ideen und Eindrücke einbringen, ohne zu schreiben.

Auch eine soziale Herausforderung
Verantwortung tragen sei auch eine soziale Herausforderung, sagen die Lehrpersonen. Der weitaus grösste Teil der Kinder mache dies sehr gut. Wichtig sei auch das gemeinsame freie Spiel. Kathrin Sutter-
Schläpfer hat einige Aussagen der Kinder zusammengetragen. «Es ist schön, weil es etwas Besonderes ist.» «Es ist nicht so schwierig.» «Wir können für die Kleinen schreiben.» «Ich finde es cool, wenn
wir mit den Kindergärtlern spielen, entdecken, bauen.»

«Den Übergang etwas fliessender gestalten»
«Diese Ansätze zum altersdurchmischten Lernen schätzen wir; es kann für alle Beteiligten ein Nutzen daraus gezogen werden.» Carol van Willigen ist in der Schulleitung mit Alex Porta für den Zyklus 1 zuständig. Man könne von einer Anlehnung an den «Herisauer Rahmen» im Zyklus 2 reden, in dem die Arbeit über die Klassengrenzen hinaus ein Aspekt sei. Es war deshalb der Wunsch der Schulleitung, dass
sich die Lehrpersonen in den Kindergärten und in den 1./2. Klassen Gedanken machen über mögliche gemeinsame Aktivitäten. Beispiele, die zusammengetragen wurden: Waldbesuch, Laternenumzug, Singen, Turnstunde, Erlebnismorgen, Umzug Gidio Hosestoss. Nun werden in den kommenden Monaten Erfahrungen gewonnen und ausgetauscht. «Es geht darum, den Übergang vom Kindergarten zur Schule etwas fliessender zu gestalten.» Der Schritt vom Kindergarten in die erste Klasse soll verkleinert werden: Eventuell halten sich die Kindergärtler schon in den zukünftigen Räumlichkeiten auf; und ein Vorteil ist, dass sich die Kinder und Lehrpersonen beim Start in die Primarschule bereits aus dem Alltag kennen. Die Vorgaben des kantonalen Departementes Bildung und Kultur definieren, dass im Zyklus 1 auch altersdurchmischte Modelle gebildet werden können. «Es besteht in Herisau aber kein Gedanke, eine Basisstufe einzuführen», sagt Carol van Willigen. In dieser werden vier- bis achtjährige Kinder gemeinsam in einer Klasse unterrichtet. Oft sind dafür strukturelle Gründe massgebend (tiefe Zahlen von Kindern an Kindergarten- und Primarschul-Standorten). Hingegen werden in Herisau seit 2010, als die Abschaffung der beiden Einführungsklassen erfolgte, alle 1. und 2. Klassen gemeinsam geführt. So kann bei Bedarf für einzelne Kinder der Schulstoff der ersten zwei Klassen auf drei Jahre verteilt werden – und sie bleiben in der gewohnten Umgebung.


Eine Publikation der Gemeinde Herisau.

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