Fachfrau «seziert» Schweizer Gesundheitswesen

«Wir finanzieren Dinge, die wir nicht wollen». Brida von Castelberg, ehemalige Chefärztin der Frauenklinik am Stadtspital Triemli in Zürich, «sezierte» das Schweizer Gesundheitswesen am Dienstag Abend im Alters- und Pflegezentrum Appenzell kurz, prägnant, kritisch und in einprägsamen Bildern. 

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Organisiert hatte die Veranstaltung die Innerrhoder SP; «mehr Medizin heisst nicht mehr Gesundheit», lautete das Thema. Die Referentin machte im Verlauf einer guten halben Stunde sozusagen eine Auslegeordnung in konzentrierter Form. Verschiedene Fakten waren, isoliert betrachtet, irgendwie bekannt oder schon einmal gehört worden – aber in dieser geballten Form entwickelten sie fast so etwas wie Sprengkraft.

Zwei Aspekte standen im Mittelpunkt: Qualität und Geld. 80 Milliarden Franken kostet das Gesundheitswesen aktuell pro Jahr, bei einem Wachstum von 4,1 Prozent, was dem Doppelten des Bruttoinlandproduktes entspricht. Aber niemand macht etwas dagegen. Der Grund für die Passivität ist ganz einfach: Es ist der schnellst wachsende Markt in der Schweiz. So fliessen denn 11,5 Prozent des Staatshaushaltes, also ein Neuntel, ins Gesundheitswesen. Dabei hätte der Staat in erster Linie andere Aufgaben zu stemmen: Bildung, Soziales, Umwelt. Weil das Gesundheitswesen zuviel Geld verschlingt, fehlt es in anderen Bereichen und führt zu Umverteilungen. Am System verdienen viele mit: Spitäler, Kantone, Kassen, Leistungserbringer, Pharma.

Dabei trägt diese teure Medizin gar nicht so viel zur Gesundheit der Bevölkerung bei, bloss 15 bis maximal 20 Prozent. Der Hauptharst entfällt auf die Veranlagung des Menschen (die Genetik), auf sozioökonomische Gegebenheiten und Bildung, die Lebensweise (wo Bewegungsarmut oder Rauchen negativ zu Buch schlagen), Ernährung und die Umwelt.

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