Dunant versus Nobel – „Der Preis für den Frieden“

Die neue Kabinettausstellung im Henry Dunant-Museum in Heiden stellt Henry Dunant Alfred Nobel gegenüber.

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An der Vernissage am Sonntagmorgen hielt Prof. Dr. Jürg Kesselring ein spannendes Referat zu «Die humanitäre Pyramide des Roten Kreuzes – ein Zivilisationsprojekt für den Frieden». Der Neurologe, Mitglied des IKRK Komitees, zeigte die Geschichte des Roten Kreuzes auf. Geschäftsmann Henry Dunant wollte vom Kaiser Steuererleichterung und reiste ihm nach. So geriet er in die Schlacht von Solferino, wo 40000 Tote und ebenso viele Verletzte zu beklagen waren. Er erlebte, dass zu deren Versorgung nichts vorbereitet war und half, vor allem zusammen mit Frauen. Das war 1859, 1864 wurde die Konvention vorgestellt, die Grundprinzipien wie Menschlichkeit, Unparteilichkeit oder Neutralität festlegte. Letzteres durchzusetzen war unpopulär, weshalb der Friedensnobelpreisträger von 1901 bald aus dem Komitee entlassen wurde. Kesselring zeigte eine Aufstellung von Studenten, die aktuelle Grundprinzipien formulierten. Er regte an, dass sie auch für Politiker Gültigkeit haben sollten, wobei er die anwesenden, Ständerat Andrea Caroni und Landammann Alfred Stricker, ermutigte, sie in ihre Gremien hineinzutragen. Empathie, Aktives Zuhören, Kritikloses Denken, keine Vorverurteilung, nicht verletzende Kommunikation, kollaborative und vermittelnde Verhandlungen, persönliche Resilienz und innerer Friede hatten die jungen Leute als neue Grundprinzipien zusammengestellt.
Andreas Ennulat, Vizepräsident des Museums, stellte fest, dass sich Henry Dunant und Alfred Nobel nie persönlich getroffen hatten. Während Humanist Dunant Regeln für ein friedliches Zusammenleben formen wollte, stand Nobel für Waffen zur kriegerischen Auseinandersetzung und damit für Friedenserhaltung ein. Er erfand das Dynamit. Dass Nobel neben Auszeichnungen für Technik und Wirtschaft einen Preis für Frieden einrichtete, ist Bertha von Suttner zu verdanken. Sieben Konzepte von Frieden durch Recht über Flüchtlingshilfe bis hin zu Bedrohung der Umwelt wurden zur Ernennung benützt. Ennulat unterstrich: „Der Preis ist männlich, weiss und gut situiert.“ Von den 107 Einzelpersonen und 27 Organisationen wurden bisher 90 Männer und nur 7 Frauen ausgezeichnet. Heute werde diesem Umstand Rechnung getragen, wobei Frauen, aber auch Asien, Afrika und Lateinamerika bisher eher stiefmütterlich behandelt wurden.

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