Aufschlussreiche Sondiergrabung in Urnäsch

Das Gemeindehaus Urnäsch soll 2020 einem grösseren Neubau weichen. Das Vorhaben tangiert das Gelände des ehemaligen Friedhofs. Archäologische Sondierungen wurden angegangen.

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Die Sondiergrabungen wurden am Montag im Auftrag des Kantons gestartet. Wie Grabungsleiterin Iris Hutter vor Medien erläuterte, sei man bereits auf eine sehr aufschlussreiche Schicht gestossen. Es habe die Hoffnung bestanden, dass der erste Sondierschlitz in West-Ost-Richtung zumindest ein vollständiges Grab enthalten würde. Zuerst sei man relativ nahe der Oberfläche auf ein Knochen-Wirrwarr gestossen, das vermutlich auf die Terrassierung der Anlage von 1864 zurückzuführen sei. Interessanter scheint ihr aber die Tatsache, dass etwa 1,4 m unter Boden eine intakte Gräberschicht in Nord-Süd-Richtung angetroffen wurde. Entgegen damaliger Gepflogenheiten habe der Totengräber sich wohl am geneigten Geländeverlauf orientiert, um sich die Arbeit zu erleichtern. Auffallend ist auch, dass die Gebeine der Toten so nahe beieinander liegen, dass von Gräbern ohne Sarg ausgegangen werden muss. Es sei bekannt, dass bis vor der Reformation Leichname bisweilen nur eingewickelt in eine Stoffbahn bestattet wurden. So liegt denn ein Schädel, der zum nächsten Leichnam (verborgen unter dem Erdreich) gehört, direkt neben einem vollständig freigelegten Becken. Im Nahbereich zeigt sich die Spur eines verrotteten Sargs. Es gab zur selben Zeit also zwei Bestattungsformen – letztere möglicherweise für wohlhabendere Leute.
Die Grabungsarbeiten werden von Mitarbeitern des Amtes für Archäologie des Kantons Thurgau durchgeführt und dauern bis Ende dieser Arbeitswoche. Am Donnerstag um 17.30 Uhr stellt sich Iris Hutter den Fragen der Bevölkerung.

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