Einen Zipfel Gottes in der Hand

Zuschauen bringt nichts. Pfarrerin Corinna Boldt erklärte bei ihrem Abschiedsgottesdienst, dass nur erleben und tun zähle. Für das frohe Miteinander in Walzenhausen sei sie unendlich dankbar. Das gute Gefühl des Augenblicks sei wie einen Zipfel Gottes in der Hand zu halten.

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Zachäus, den Prototypen des geldgierigen Aussenseiters in der Bibel, stellte Corinna Boldt in den Mittelpunkt ihrer Predigt. Sie mutmasste, dass die heutigen Zachäusse wohl Politessen, Steuerbeamten, Gerichtsvollzieher oder Fussballschiedsrichter wären. Immer wieder habe sie sich bei den Vorbereitungen der Predigt die Frage gestellt: «Ob Zachäus wusste, was er anrichtete, als er auf den Baum kletterte um Jesus zu sehen?» Sie verglich sein Tun mit ihrer Bewerbung in der Gemeinde Rotkreuz und brachte es auf den Punkt: Zuschauen bringt nichts, weil damit keine Veränderungen möglich sind. Erleben zähle und das Tun. Zusammen feiern in ehrlichem Zu- und Miteinander. «Ich zehre davon, was verbindet, das ist etwas, was bleibt und für das ich unendlich dankbar bin.» Denn, Konflikte kosteten Lebenszeit und Zuneigung ginge dabei verloren. «Was zählt ist das Gefühl für den Augenblick. Das ist dann, wie einen Zipfel Gottes in der Hand zu halten, im Wissen, dass es nicht der Himmel ist.»

Rolf Hanselmann, Präsident Kivo Walzenhausen, bestärkte sein Vertrauen auf die neuen Wege. Er habe Corinna Boldt kennen und schätzen gelernt. Kivo-Mitglied Regula Künzler erzählte von ihrem Kennenlernen und den gemeinsamen Ober- und Mittelstufe-Lagern, den Konfirmandenreisen und den Seniorenwochen in den letzten 21 Jahren. Hildegard Vonmoos überbrachte die Dankeswünsche der katholischen Gemeindeglieder.

Bei Entschlüssen und Entscheidungen knüpfte Gemeindepräsident Hansruedi Bänziger an. Oft werde lange hinterfragt. Corinna Boldt aber habe den Mut aufgebracht, sich zu entscheiden. Er wünschte: «Habe Freude daran.» Pfarrkollege und Präsident der evangelisch reformierten Landeskirche, Koni Bruderer, dankte der Vizepräsidentin des Kirchenrates für ihre hervorragende Arbeit im Ressort Kinder und Jugendliche. Diese anspruchsvolle Tätigkeit habe sie erfolgreich 15 Jahre lang ausgeübt. Weil ihre neue Gemeinde das Rote Kreuz im Namen trage, sei er sicher, dass dort gute Samariter zu finden seien, sodass ihrem Haus Heil wiederfahren werde. Walzenhausen ist seit einiger Zeit tatsächlich Heimat für Corinna Boldt, nämlich gesetzlich gesehen, weil sie in der Vorderländer Gemeinde eingebürgert wurde. Dass der Fleck Walzenhausen auch gefühlsmässig ein Stück Heimat ist, zeigten der Grossaufmarsch zum Abschlussgottesdienst von rund 150 Personen und eine tief bewegte Pfarrerin.

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